Eine lange Spur liegt hinter mir, um hierher zu kommen.
Die Reise eines Lebens,
zwischen Welten, Orten und Gesichtern,
die mir auf der Straße begegnet sind.
Was mache ich hier?
Wie kam ich hierher?
Warum?
War es vielleicht die Liebe?
War es vielleicht die Laune eines Moments?
War es vielleicht ein so melancholisch einsamer Nachmittag, wie heute?
Oder ein kalter regnerischer Herbstsonntag?
Was hat mich dazu gebracht Migrant zu werden?
Denn das ist mein Zustand.
Wusste ich früher nicht, was das bedeutet?
Vielleicht war ich damals zu jung, unbewusst.
Oder war es eine spontane Entscheidung, ohne zu überlegen?
Ich schaue aus dem Fenster.
Draußen sehe ich jetzt einen Pennymarkt.
Viele neue Autos, im Stau vor der roten Ampel
und eine Tram, die den ganzen Tag ununterbrochen hin und her fährt,
ein unendlicher Kreislauf, seit fast einunddreißig Jahren.
Die römische Landschaft mit den Resten der antiken Aquädukte
und die Pinienbäume gibt es nicht mehr.
Und wo sind die Feigenbäume hin, deren Früchte meiner Mutter so gut geschmeckt haben,
die wir am Ende des Sommers zusammen gegessen haben?
Wo ist das Licht des Sonnenuntergangs aus diesen Tagen geblieben?
Ja, die Feigen fehlen mir und auch die Jahreszeiten,
wie mir auch meine Mutter und mein Vater fehlen, und meine Sprache.
Ich bin heute Migrant, war früher ein Ausländer, mit allen Symptomen dieses Zustands.
Auch ich habe in den Jahren meine Wurzeln verloren.
Aber wer wäre ich heute, wäre ich zu Hause geblieben?
Antonio Guidi lebt seit fast 30 Jahren in München, ist in Italien aufgewachsen, und in zwei Kulturen beheimatet. Ausbildung in Italien zum Fotografen und Kameramann. Nach dem Studium an der HFF München dreht er mehrere Kurzfilme und Dokumentationen als Kameramann und realisiert mehrere Dokumentarfilme als Regisseur. Daneben hat Antonio u.a. für 3Sat, den Kinderkanal, das Münchner Kulturreferat, TV 2000, und RAI sowohl Dokumentarfilme als auch Beitrage als Regisseur und Kameramann gedreht.