LAWINE


Donnerstag 14.März 2013
20.00 Uhr
Freitag 15.März 2013
20.00 Uhr
Meta Theater, Osteranger 8, 85665 Moosach bei Grafing


Eine dramatisierte Farce – Gastspiel aus Kasachstan – eine Parabel auf die kasachische Gesellschaft, die von einer autoritären Herrscherfamilie regiert wird. Ein Stück über die irrwitzigen Auswirkungen von Diktatur.

Aus Angst vor einer Lawine sprechen die Einwohner eines Bergdorfes neun Monate im Jahr im Flüsterton. Nur in den verbleibenden drei Monaten dürfen sie Familienfeste feiern, singen und sich freuen. Die uneingeschränkte Achtung der Regel wird strikt von den Dorfältesten überwacht und sorgfältig gerechnet, damit keine Kinder in der lawinengefährdeten Zeit zur Welt kommen. Wer die Stille verletzt, dem droht der Tod. Das Wohl der Gruppe ist wichtiger als was Wohl des Einzelnen. Doch als die vorzeitige Geburt eines Kindes die gespannte Stille zerreißt, geschieht kein Unglück. Die Menschen beginnen zu verstehen, dass es keine Lawinengefahr gibt. Die Angst ist nur eine Projektion von Macht. “Lawine” ist nicht nur eine Naturkatastrophe. Es ist ein Produkt der Angst in den Köpfen der Sklaven. Die Inszenierung ist voller Anspielungen auf das verordnete Schweigen und die Überwachung im Lande und wendet sich gegen die massive staatliche Einschüchterung der Bevölkerung.

Im Kontext des im Dezember 2011 blutig niedergeschlagenen Ölarbeiteraufstandes im Kasachischen Shanosen erhält das Stück eine neue brisante Aktualität. Die Gastspiele geben Atabayev und seinem Ensemble Gelegenheit, gehört zu werden: als Künstler und als Bürgerrechtler ihres Landes. Das Stück wird aufgrund seiner Dramaturgie auch für das deutschsprachige Publikum gut verständlich sein. Zudem wird es eine Einführung durch den Regisseur geben.

Es spielen:

Akylzhan Makashev, Guldariya Duissenova, Berik Khamidullayev, Daulet Aripov, Nazar Sultanbayev, Laura Sabitova, Dargia Badykova, Yessenay Ilyassov, Almas Azhabayev, Merkhat Zhonussov, Assan Kirkabakov, Abzal Sultanov, Umit Zhumekeyeva, Laura Myrzakhmetova, Meruyet Musrali, Zhalgasbek Skhakhov;

Regie: Bulat Atabayev, Kasachstan; Text: Tuncer Cücenoglu, Türkei; Kostümbild: Danna Atabayeva, Kasachstan; Produktionsleitung: Robert Christott, Theaterakademie Köln; Assistenz: Asta Nechajute, Theaterakademie Köln;

Bulat Atabayev: Seit über 30 Jahren beschreitet der kasachische Regisseur Bulat Atabayev, Mitbegründer des Deutschen Theaters in Almaty, einen unerschrockenen und nicht ungefährlichen Weg innerhalb der kasachischen Kulturlandschaft. Bulat Atabayev, diesjähriger Träger der Goethe-Medaille, wurde im letzten Sommer wegen seines öffentlichen Engagements für die Rechte der Ölarbeiter inhaftiert und kam auf Grund internationalen Drucks, an dem sich auch das ITI beteiligte (www.artistsrights.iti-germany.de), nach zwanzig Tagen frei. Auf einer Vortragsreise durch Europa und die USA im Herbst ereilte ihn die Nachricht seiner Anwältin, dass der Prozess gegen ihn wieder aufgenommen würde und ihm nach seiner Rückkehr erneute Inhaftierung droht. Atabayev lebt derzeit in Deutschland und steht unter dem Schutz des Programms „Parlamentarier schützen Parlamentarier“, seine Patin ist die Grünen-Abgeordnete Viola von Cramon. Er engagiert sich weiter öffentlich gegen den wachsenden Terror und die Selbstherrlichkeit der kasachischen Machthaber und schreibt derzeit an einem neuen Stück über die Erdölarbeiter von Shanozen.

Seine preisgekrönte aktuelle Inszenierung (www.dw.de/macht-drama-um-kasachischen-theatermann/a-16119712) des Stücks „Lawine“ des türkischen Autors Tuncer Cücenoglu mit Schauspielern seines Theaters aus Almaty ist vom 14. bis 28.2. an der Theaterakademie in Köln und am 14. und 15.März im Meta Theater zu sehen.

Eine Kooperation von Theater “Aksaray” Almaty, Kasachstan, Theaterakademie Köln und Meta Theater.

Presse:

Zur Presseseite

SZ, 14.03.2013 – Der Schrei des Kindes ist wie Musik

EZ, 14.03.2013 – Künstler und Bürgerrechtler

EZ, 23.03.2013 – Das Ferne so nah

SZ, 20.03.2013 – Abgesang auf die Freiheit