Samstag 17. Dezember 2022
19:00 Uhr
Meta Theater, Osteranger 8, 85665 Moosach bei Grafing
in Erinnerung an die Erstveröffentlichung des Buches vor 100 Jahren, im Dezember 1922.
Dr. Martina Taubenberger führt in die Bedeutung dieses bahnbrechenden Poems ein und erschließt uns den Bezug zur heutigen Weltlage. Es ist erschreckend, dass „Das wüste Land“ selbst einhundert Jahre nach seiner Erstveröffentlichung kaum eine akkuratere Zustandsbeschreibung der Gegenwart darstellen könnte als dies für unsere Zeit der Fall ist.
Die Schauspielerin Nicole Kleine liest die fünf Kapitel von „The Waste Land“:
The Burial of the Dead (Das Begräbnis der Toten), A Game of Chess (Eine Partie Schach), The Fire Sermon (Die Feuerpredigt), Death by Water (Der nasse Tod), What the Thunder said (Was der Donner sprach)
musikalisch begleitet vom Multiinstrumentalisten Ardhi Engl, szenisch eingerichtet von Axel Tangerding.
Das vom Dichter T. S. Eliot verfasste Langgedicht wird wegen seines kryptischen Inhalts, seiner bis heute unnachahmlichen Wortgewalt und seiner revolutionär anmutenden Struktur von vielen Literaten als einer der größten Beiträge seit William Shakespeare’s Sonetten eingeschätzt. Zusammen mit dem im gleichen Jahr veröffentlichten Roman „Ulysses“ von James Joyce war es der Startschuss für die literarische Moderne und eine ganz neue Art des Dichtens und Erzählens. Es machte den Autor mit einem Schlag berühmt und brachte ihm 1948 auch den Literaturnobelpreis ein.
Eliot breitet in seinem Text mit großer sprachlicher Kraft, mit erschütternden Bildern, mit intellektueller Ernsthaftigkeit, äußerster Sensibilität, geistig-emotionaler Intensität und gedanklicher Tiefe das Panorama des vereinzelten Menschen in der „Wüste“ der modernen Gesellschaft aus, die geprägt ist von der anonymen Existenz in den Metropolen, von Technisierung, Ökonomisierung, geistig-seelischer Entleerung und Entfremdung. Seine lyrischen Subjekte stellen sich der Frage nach Sinnrahmungen ihrer entkoppelten Existenzen, v.a. in den verschiedenen Setzungen von Liebe, Eros und Religion. Formal arbeitet Eliot mit einer stark fragmentierten, durchrhythmisierten lyrisch-dramatischen Sprache von hoher suggestiver Kraft, gesteigert durch zahlreiche Zitate und Verweise.
Wie unter dem Straßenpflaster einer alten Stadt bei Ausgrabungen Relikte früherer Zeiten zum Vorschein kommen, so ist T.S. Eliots Gedicht ein Text, unter dessen Oberfläche andere Schichten verborgen sind. Da sind die Fruchtbarkeitsriten, da ist die Suche nach dem heiligen Gral. Da sind die Stimmen der Dichter aller Zeiten, Dante, Ovid, Shakespeare, Baudelaire, der Seher Teiresias, die Musik Richard Wagners (Tristan, Ring des Nibelungen), die Feuerpredigt des Buddha und das Gerede in den Londoner Pubs. Alles gehört zusammen und scheint in diesen Versen auf, ausgestreut über ein brüchiges Ganzes.
Nicole Kleine (www.theatermassnahmen.de) ist Schauspielerin, Regisseurin mit eigenen Inszenierungen und Lesungen, Sprecherin für Film und Radio, Moderatorin, Dozentin und Trainerin.
Ardhi Engl (www.ardhi-engl.de) ist Multiinstrumentalist, Komponist und Videokünstler. Für Tanz, Theater, Konzert, Performance baut und bespielt er eigene Instrumente und Klanginstallationen zwschen Tradition und Experiment.
Dr. Martina Taubenberger (www.kultur-konzepte.eu) ist selbstständige Konzeptentwicklerin, Beraterin und Kulturmanagerin, Projekte in ganz Deutschland und im europäischen Ausland.
Axel Tangerding ist Architekt und Regisseur und künstlerischer Leiter des Meta Theater.