AUTODIFFAMAZIONE / SELBST-BEZICHTIGUNG / PETER HANDKE


Samstag 18. Juni 2016
20:00 Uhr
Meta Theater, Osteranger 8, 85665 Moosach bei Grafing


“Ich bin nicht, was ich gewesen bin. Ich bin nicht gewesen, wie ich hätte sein sollen. Ich bin nicht geworden, was ich hätte werden sollen. Ich habe nicht gehalten, was ich hätte halten sollen”
Zum Stück: “In der extremen Klarheit der Inszenierung kommt der Text wie ein Pfeil, wie ein Lotblei der Seele.” Andrea Porcheddu www.linkiesta.it
“Ihr Blick berührt jede einzelne Person im Zuschauerraum, aber es ist kein Blick der forscht, sondern ein Blick der begegnet.”  www.doppiozero.com
“Eins jener Werke, die in uns über Stunden hinweg weiterleben und auch noch nach einem ganzen Arbeitstag einen starken Nachhall auszulösen vermögen.” Sergio Lo Gatto www.teatroecritica.net
„Selbstbezichtigung/Autodiffamazione“ ist ein Spiel, das die Grenzen zwischen Zuschauern und Schauspielern zumindest für die Dauer einer einstündigen gemeinsamen Erfahrung aufhebt. Dabei spielt das vollkommene Fehlen von erzählerischen Aktionen und das „Sich Ausstellen“ der Schauspieler als Stellvertreter der gesamten sich dort einfindenden Menschheit und ihr „Sich Zuschauen Lassen“ im Umgang mit einem Text, der allen irgendwie geläufig und etwas unheimlich vertraut vorkommt, eine große Rolle.

Selbstbezichtigung/Autodiffamazione ist ein Gegenmittel gegen Flüchtigkeiten, Oberflächlichkeiten, generelles Lärmempfinden, das unserer Sehnsucht nach Konzentration entsprungen ist und eben wegen seiner authentischen Dringlichkeit und seinem Vertrauen auf die eigenen einfachen Mittel ein hohes Wirkungspotential entfaltet. Es gibt ein Bedürfnis nach Genauigkeit und wirklichem Kontakt. Und beides braucht Zeit, ja vielleicht sogar Gemächlichkeit im Umgang mit der Welt, was ja schon fast wieder skandalös klingt. Bewusst haben wir einen Text aus der Anfangsphase der Popkultur gewählt unter der heute alles begraben liegt. Dieser Text ist
eine Tür, durch die man hinein und auch wieder hinausgehen kann. Ein Werkzeug für Bewegung. Die Wahl der Zweisprachigkeit, mit den verschiedenen sprachlichen Gewändern der zwei Schauspieler, mit anderen Klängen, Lauten, Rhythmen, macht die Fremdheit im Text, die Sprache als Gewand und Gewohnheit, besonders gut sichtbar. Eine Sprache, die uns praktisch aufgezwungen, anerzogen wurde, die nie ausreicht und immer nur über die genaue Beschreibung, Umschreibung, oder eben Übersetzung, das eigentlich Sprachlose herauszuschälen versucht. Das Stück zeigt was Sprache ist, sein kann und entfaltet somit jenes nicht sofort integrierbare, nicht
kaschierende, wesentliche, agonistische und provokante Gedankenpotenzial, das die Gegenwart braucht.

„Sich einlassen“ auf ein Spiel, beim Zusehen / Zuhören von einem fremden Paar sich selbst sehen, spüren und begreifen, als stünde man dort. Schauspieler, die vielleicht von ihrem eigenen Leben sprechen, oder von dem anderer, Unbekannter, die sie aber spüren, begreifen und das Ganze anhand eines Textes, der eigentlich nur aus Gemeinplätzen besteht, aus Sprachformeln, die wir alle, jeder mit seiner Geschichte, schon benutzt haben in der Bewusstwerdung unserer Existenz, in der Auflehnung gegen die Gleichmacherei, die in jeder übernommenen Begrifflichkeit schon latent vorhanden ist.

Leben/Biografia:
Lea Barletti und Werner Waas haben sich vor 15 Jahren in Rom kennengelernt. Seit 15 Jahren leben und arbeiten sie zusammen, zuerst in Rom, dann in München, später in Lecce und gegenwärtig in Berlin. Sie haben, gemeinsam, zwei Kinder gemacht.

Die Vorstellung ist bilingual, der deutsche Schauspieler Werner Waas spricht in seiner Muttersprache, während der Text der italienischen Übersetzung im Hintergrund als Untertitel zu lesen ist, die italienische Schauspielerin Lea Barletti spricht ihre Textteile hingegen in ihrer italienischen Muttersprache, mit deutschen Untertiteln im Hintergrund.

Presse:

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SZ, 20.06.2016 – Fesselnde Beichte