Laudatio des Bundespräsidenten Johannes Rau zur Verleihung des Bundesverdienstkreuzes:
„Sehr geehrter Herr Tangerding, durch Ihr vielfältiges künstlerisches Wirken sowie durch Ihre bedeutende Theaterarbeit haben Sie sich große Verdienste erworben. Sie sind der Gründer und „Vater“ des Meta Theaters. Diese Einrichtung wurde 1979 als Werkhaus Moosach gegründet. Sie hatten Ihr Studium mit praktischem Theatertraining bereichert und suchten nach einem Theater der Veränderung, das auf die Erprobung neuer körperlicher Ausdrucksformen gerichtet war. Das Meta Theater hat einen Stil entwickelt, in dem die Disziplinen Tanz- , Sprech- und Musiktheater nicht voneinander getrennt sind und der durch äußerst präzises Zusammenspiel von konzentrierter Bewegungssprache, experimenteller Musik, Sprachpoesie und Lichtraum gekennzeichnet ist.
Orientierungspunkte, die die Arbeit des Meta Theater stark prägten, waren Ellen Stewart und ihr La Mama Experimental Theatre in New York und Jerzy Grotowskis Teatr Laboratorium in Polen. Kontakte mit japanischem Theater entstanden durch den japanischen Schauspieler Yoshi Oida, der 1984 zum ersten Mal im Meta Theater die japanische Spielkunst mit „Über den Berg kommen“- eine Adaption des Nô Spiels – bekannt machte. Sie organisierten in Zusammenarbeit mit dem Museum für Völkerkunde und der Fakultät Theaterwissenschaft der Ludwig-Maximilians-Universität sowie dem Haus der Kulturen der Welt diesen Kulturaustausch. Internationaler Theateraustausch findet auch mit Indien statt. Ferner bestehen intensive Kontakte mit assyrischen Laiendarstellern, die ihrer Theater- und Sprachkultur im Meta Theater und auf den Bühnen Deutschlands und Amerikas nachspüren.
Planung, Organisation und Finanzierung aller Projekte liegen in Ihren Händen. Die Spielorte sind vielfältig, ob München, Montreal, Toronto, Wien oder New York. Gastspiele finden sowohl in Indien als auch in China statt. Nicht zuletzt ermöglichen Sie in ihren Workshops und Seminaren Spielinteressierten diese Art Theater selbst zu erfahren.“